Wer vom Insektensterben gehört hat, möchte oft helfen. Das ist super! Doch sobald eine Nachfrage entsteht, gibt es auch ein kommerzielles Angebot. Und das hat bei Insektenhotels dazu geführt, dass sehr viel völlig ungeeigneter Schrott angeboten wird. Schade um das Geld.
Grundsätzlich sind Insektenhotels kein geeignetes Mittel für den Artenschutz, ganz egal, wie gut sie gemacht sind. Rund 75 Prozent unserer insgesamt 560 Wildbienenarten nisten nicht in Röhren, Holzlöchern und Pflanzenstängeln, sondern im Boden. Häufige erdnistende Arten sind Sandbienen, Langhornbienen, Seidenbienen, Furchenbienen, Schmalbienen und noch viele mehr.
Hinzu kommt, dass bei den angebotenen Insektenhotels die Brutröhren einen Durchmesser von 5 mm und mehr haben, in denen ohnehin nur die häufigen Wildbienenarten nisten. Diese sind nicht gefährdet und benötigen unsere Unterstützung eher weniger. Mit der Unterstützung der häufigen Arten erweisen wir den seltenen Wildbienen sogar einen Bärendienst. Denn mit der Zunahme der häufigen Wildbienenarten erhöhen wir ungewollt die Wohnungsnot, Nahrungsknappheit und das Risiko von Krankheiten und Parasiten bei den seltenen Arten.
Besser Sandarien als Insektenhotels
Wenn du also etwas für Wildbienen tun möchtest, solltest du besser freie Bodenstellen oder Hanglagen anbieten. Am besten etwas vor Regen geschützt. Sogar auf dem Balkon kann es funktionieren. Einfach einen Balkonkasten oder Blumentopf mit Sand füllen, nicht bepflanzen und an einen geschützten Ort stellen.
Ungewaschener Sand eignet sich am besten, denn er sollte nicht zu feinkrümelig sein. Damit die Bienen stabile Gänge in den Sand bauen können, muss er kompakt sein. Wenn dein Sand zu fein ist, kannst du etwas Lehm hinzufügen.
Praktisches Katzenklo
Die lieben Nachbarskatzen freuen sich auch über solch einladende Sandflächen im Garten. Damit deine Bienennisthilfe nicht zum Katzenklo wird, lege einfach ein paar Brombeer- oder Rosenranken darüber. Sonst sollte die Fläche aber frei bleiben. Wenn du einmal drauftrittst, nicht schlimm. Doch die Sandfläche sollte möglichst wenig betreten werden.
Insektenhotel selbst bauen
Ein Insektenhotel für die anderen Arten kann aber als Anschauungsmaterial für Kinder eine gute Idee sein. Und so etwas auch selbst herzustellen, macht es doppelt spannend.
Achte hierbei darauf, dass du die richtigen Materialien verwendest und das Hotel nicht zu groß machst. Ein paar Röhren in einer Konservendose reichen zur Anschauung schon aus. Denn riesige Insektenhotels ziehen vermehrt Räuber an, die sich über so einen gedeckten Tisch freuen. Und Krankheiten können sich auf so eng besiedeltem Terrain hervorragend ausbreiten. Weiterhin vermeidest du so die oben beschriebene zusätzliche Konkurrenz für die seltenen Wildbienen.
Folgende Materialien sind geeignet
- saubere Hartholzbohrungen (0,2 – 0,8 cm) im rechten Winkel zur Faser ins Längsholz
- hohle Pflanzenstängel
- markhaltige Stängel
- imprägnierte Pappröhrchen
- Bambusstengel
- gebrannter Ton
Dann muss dein Insektenhotel noch mit Hasendraht oder ähnlichem gegen Fressfeinde wie den Specht gesichert werden.
Aufgehängt wird die Nisthilfe an einem geschützten, sonnigen Ort. Du wirst schnell sehen, dass die Wildbienen einziehen.
Wenn du mehr über die Anlage guter Nisthilfen wissen möchtest, kann ich dir die Webseiten von Werner David empfehlen. Er hat viele Infos, Anleitungen und Bücher zum Thema verfasst.
Weitere Quellen:
- Wildbiene.com von Volker Fockenberg
- Faszination Wildbienen von Paul Westrich
Fazit
Kaufe bitte nicht die unnützen Insektenhotels im Baumarkt, Gartencenter oder Discounter. Beschäftige dich lieber mit den Bedürfnissen der Insekten in deiner Region.
Viel wichtiger als mit einer Nisthilfe zu beginnen ist es, den eigenen Garten oder Balkon insektenfreundlich zu gestalten. Pflanze regional heimische Pflanzen, die nicht nur für Pollen oder Nektar gut sind, sondern auch für den Nachwuchs von Biene & Co.
Totholzstapel, Gestrüpp und Laubhaufen, statt gepflegtem Rasen und Hortensien. Steinhaufen, einen Teich und freie Sandflächen, statt Kirschlorbeer und Schmetterlingsflieder. Auch einen Balkon in der Stadt kann man mit den richtigen Pflanzen zu einem Insektenparadies machen.
Wenn du mehr über die naturnahe Gartengestaltung oder sogar die Anlage eines Naturgartens wissen möchtest, schau dich mal auf den Seiten des Naturgarten e.V. um.
Welche Pflanzen heimisch und für welche Insekten sie wichtig sind, zeigt dir die hervorragende Datenbank NaturaDB. Dort kannst du dir auch eigene Pflanzenlisten anlegen, um zum Beispiel eine durchgehende Blüte vom Frühjahr bis in den Herbst sicherzustellen.
Hast du schon einmal Insektenhotels gekauft oder selbst gebaut? Was waren deine Erfahrungen damit? Erzähle uns davon in den Kommentaren.