- Was hat das mit meinem Garten zu tun?
- Was macht invasive Neophyten so gefährlich?
- Ist das nicht einfach ein Effekt des Klimawandels?
- Liste: Invasive Neophyten in unseren Gärten
- Invasive Neophyten erkannt? Was nun?
- MEINE Pflanzen breiten sich nicht aus
- Aber so viele Insekten und die Vögel fressen die Früchte
- Hier gibt es Hilfe
- Hier kannst du helfen
Invasive was? Neophyten sind gebietsfremde Pflanzenarten, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen.
Neophyten sind erst einmal nicht automatisch schlecht. Zu ihnen gehören so bekannte Gartenpflanzen wie der Frauenmantel, die Winterlinge, verschiedene Storchschnäbel und Leinkräuter und die Mauretanische Malve.
Der Begriff “invasiv” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet “eindringend”. Gebietsfremde invasive Neophyten sind also Pflanzen, die durch ihre Verbreitung in unsere Biotope eindringen und dort die einheimische Flora und dann auch Fauna schädigen.
Hier kannst du etwas zur derzeitigen Studienlage zu invasiven Neophyten lesen.
Was hat das mit meinem Garten zu tun?
Sehr viel, denn in unseren Gärten werden zunehmend Exoten und Neophyten gepflanzt, die häufig einfach nutzlos für unsere heimischen Insekten und Tiere, schlimmstenfalls aber invasiv sind. Denn viele invasive Neophyten dürfen nach wie vor in Deutschland verkauft werden.
Verkaufsverbote sind nicht nur schwer durchzusetzen, sondern auch nicht unbedingt wünschenswert. Also gilt es, Gartenbesitzer für die Gefahren, die invasive Neophyten bedeuten, zu sensibilisieren.
Was macht invasive Neophyten so gefährlich?
Die Gefahr, die von diesen invasiven Pflanzen ausgeht, besteht darin, dass sie sich unkontrolliert ausbreiten, also aus unseren Gärten flüchten. Sie siedeln sich an den von ihnen bevorzugten Standorten an und verdrängen dort die heimische Pflanzen- und dann auch Tierwelt.
Oftmals haben invasive Neophyten keine natürlichen Feinde in unseren Breiten und sind, im Vergleich zu den heimischen Arten, sehr konkurrenzstark.
Am Ende zerstören sie sehr schnell unsere in Jahrtausenden gewachsenen Ökosysteme und ersetzen sie häufig durch eine eigene Monokultur. Dies bedeutet dann an diesen oft großflächigen Orten das Ende für unsere heimische Flora und Fauna.
Ist das nicht einfach ein Effekt des Klimawandels?
Nein. Ginge es nur darum, dass sich auch bei uns, bedingt durch den Klimawandel, andere Arten ansiedeln, weil sie nach und nach einwandern, dann wären die Probleme nicht so groß. Unsere Ökosysteme hätten Zeit, sich anzupassen.
Invasive Neophyten sind von uns in den vergangenen Jahrhunderten eingeschleppt, vermehrt und auf breiter Front “freigelassen” worden. Diesem massiven Druck kann unsere Natur, die durch Versiegelung und Landwirtschaft ohnehin nur noch in kleinen Gebieten existiert, nicht standhalten.
Mehr dazu kannst du auf Facebook im Naturgartenforum in den Info Guides dazu lesen.
Liste: Invasive Neophyten in unseren Gärten
Welche Gartenpflanzen sind denn nun invasive Neophyten? Ich liste hier einmal einige der bekanntesten auf:
- Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii)
- Gemeiner Flieder (Syringa vulgaris)
- Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus)
- Essigbaum (Rhus typhina)
- Götterbaum (Ailanthus altissima)
- Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)
- Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
- Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
- Robinie (Robinia pseodoacacia)
- Vielblättrige Lupine (Lupinus polyphyllus)
- Späte Traubenkirsche (Prunus serotina)
- Drüsige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus)
- Kartoffelrose (Rosa rugosa)
In dieser Liste mit invasiven Pflanzen oder Neophyten sind nur einige, noch lange nicht alle aufgeführt. Und vielleicht hast du schon die eine oder andere Pflanze entdeckt, die in deinem Garten steht.
Invasive Neophyten erkannt? Was nun?
Wenn du jetzt invasive Neophyten aus deinem Garten entfernen und durch viel nützlichere, heimische Pflanzen ersetzen möchtest, findest du hier eine hilfreiche Broschüre mit Alternativen. Vielleicht hilft dir auch das “Handbuch der invasiven Neophyten” des Naturgarten e.V. Sind deine Pflanzen nicht dabei oder du bist noch unsicher, dann kannst du jederzeit beim Naturgarten e.V. oder in dessen Facebook-Gruppe fragen.
Nicht jede/r von uns kann sofort alle invasiven Pflanzen im eigenen Garten mit besseren Pflanzen ersetzen. Das braucht einfach ein wenig Zeit, Vorbereitung und vor allem Recherche, welche Pflanzen als Ersatz infrage kommen.
Bis man invasive Neophyten vollständig entfernen kann, sollte man konsequent wenigstens die Blütenstände abschneiden. Hierbei unbedingt darauf achten, dass du nicht wartest, bis der gesamte Blütenstand abgeblüht ist. Denn in dieser Zeit können sich die Saatkörner bereits ausbreiten und das gilt es zu verhindern.
Mittel- bis langfristig sollten invasive Neophyten entfernt werden, um eine Ausbreitung zu unterbinden. Das Schöne daran ist, dass man diese gebietsfremden Arten, die meist kaum oder gar keinen Wert für unsere heimischen Insekten und Tiere haben, durch heimische Pflanzen ersetzen kann. So profitiert die heimische Pflanzen- und Tierwelt gleich doppelt.
MEINE Pflanzen breiten sich nicht aus
In nahezu jeder Diskussion, insbesondere um den Schmetterlingsflieder, kommt dieses Argument. Da die Ausbreitung oftmals nicht im eigenen Garten und auch nicht in der direkten Nachbarschaft erfolgt, denken viele Menschen, dass sich ihre Pflanzen nicht ausbreiten würden und rechtfertigen damit, diese nicht zu entfernen. Das ist grundfalsch.
Die Samen fliegen viele Kilometer, werden von Vögeln mitgenommen oder haften auch an Schuhsohlen, Tierfellen oder Autoreifen. Sie werden verteilt, ob man das Ergebnis am Ende selbst sieht oder nicht, es findet statt.
Wer schon einmal mit offenen Augen durch unsere Wälder oder Flussauen gelaufen ist, sieht, was dort passiert. Springkraut, Traubenkirsche (von Förstern bereits “Waldpest” genannt), Kanadische Goldrute, Kirschlorbeer und Japanischer Staudenknöterich, so weit das Auge reicht. Im nächsten aufgelassenen Steinbruch oder einer anderen für unsere heimische Natur so wichtigen Brache steht ein Schmetterlingsflieder am anderen und unterdrückt alles andere. Das kann man auch gut an Bahndämmen beobachten. Diese Pflanze ist in der Schweiz nicht ohne Grund bereits verboten. Wie der Schmetterlingsflieder ganze Landschaften verändert, kannst du hier ausführlich lesen.
Aber so viele Insekten und die Vögel fressen die Früchte
Es gibt invasive Neophyten, die den Eindruck erwecken, für unsere Natur wertvoll zu sein. So hat der Schmetterlingsflieder seinen Trivialnamen nicht von ungefähr. Er wird von unzähligen Schmetterlingen umtanzt. Da muss er doch wertvoll sein! Nein, ist er nicht. Zwei Gründe:
Buddleja hat ca. 15 mm tiefe Blütenkelche. Ungefähr auf der Hälfte sitzen wenige, absolut winzige Pollen. Ganz unten im Kelch eine ebenfalls winzige Menge Nektar. Außer einigen Schmetterlingsarten und ebenfalls winzigen Kleinstinsekten kommt kein Insekt an den Nektar. Der Pollen wird von keinem Insekt genutzt. Die starke Lockwirkung aber zieht alle Arten von Insekten an, die meisten davon versuchen vergeblich an die süße Fracht zu gelangen. Kleinstinsekten gelangen zwar bis zum Blütenboden, aber durch die reusenartigen Haare nicht mehr hinaus und verenden dort.
Die Lockwirkung der Blüte bleibt auch dann noch erhalten, wenn das kleine bisschen Nektar aufgebraucht ist. Langrüsselige Insekten können das nur feststellen, indem sie jede einzelne Blüte testen. Der damit verbundene Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Ertrag. Ist die Rispe durchgeblüht, sind auch die letzten Blüten ohne Nektar, werden aber immer noch abgesucht. Ohne Erfolg. Theoretisch können auch langrüsselige Insekten an den Blüten verhungern oder geschwächt werden.
Es gibt nicht den geringsten sachlichen Grund, Buddleja im Garten zu haben. Diese Pflanze dient ausschließlich der Bespaßung des Besitzers, weil man daran schön Insekten beobachten kann. [Text von Ralf Da, Naturgartenforum auf Facebook]
Der zweite Grund ist, dass der Schmetterlingsflieder von den namensgebenden Schmetterlingen so gut wie gar nicht als Raupenfutterpflanze genutzt wird. Und wer Schmetterlinge in seinem Garten haben möchte, muss auch den anderen Stadien des Schmetterlings, insbesondere den Raupen, ausreichend Pflanzen zur Verfügung stellen. Der BUND Rheinland-Pfalz hat eine tolle Broschüre zu unseren Tagfaltern und ihren Futterpflanzen erstellt.
Wer es noch einmal vom oben bereits zitierten Ralf Da ausführlich lesen möchte, kann sich dieses pdf von ihm herunterladen:
Das “Vogel-Argument” fällt häufig beim Kirschlorbeer. Es ist richtig, dass Vögel, z. B. Amseln, die Früchte des Kirschlorbeers fressen, obwohl dieses Gehölz in allen Teilen giftig ist. Den Vögeln macht das nichts. Allerdings sorgen die Vögel damit auch für die Verbreitung des Kirschlorbeers, was eben genau vermieden werden sollte.
Weiterhin gibt es andere, heimische Gehölze, wie Eiben oder schwarzer Holunder, die heimischen Tieren viel mehr zu bieten haben und auch gut für einen Sichtschutz geeignet sind.
Die Stadt Ludwigsfelde hat einen guten Artikel dazu veröffentlicht, welche alternativen Pflanzen in Frage kommen.
Hier gibt es Hilfe
Wenn du dich nun auf die Suche nach geeigneten Nachfolgern für invasive Neophyten in deinem Garten oder Balkon machen möchtest, hier ein paar gute Quellen:
NaturaDB – sehr gute Datenbank, die immer ausweist, ob eine Pflanze heimisch ist.
Naturgarten e.V. – Verein mit vielen Regionalgruppen, der es zum Ziel hat, mehr Heimisches in unsere Gärten zu bringen.
Pflanzenbestimmungs-Apps, falls du nicht weißt, was bei dir wächst: Flora Incognita ist perfekt für Wildpflanzen, nicht so gut für Gartenpflanzen / PlantNet erkennt auch Gartenpflanzen, ist aber bei Wildpflanzen nicht so verlässlich wie Flora Incognita / Google Lens – die unter diesen dreien schlechteste, aber auch immer mal einen Versuch wert.
Bei allen Apps bitte immer beachten, dass sie nicht 100%ig sicher sind. Also im Zweifel immer noch einmal von Expert:innen beurteilen lassen.
👉 Mehr App-Empfehlungen rund um Garten, Balkon und Natur inkl. aller Download-Links findest du hier.
Auch auf Facebook findest du gute Garten-Gruppen, in denen es um eine naturnahe Gartengestaltung geht. Ganz besonders lege ich dir das Naturgartenforum ans Herz, die Facebook-Gruppe des Naturgarten e.V..
Hier kannst du helfen
In vielen Initiativen wird versucht, den invasiven Neophyten Einhalt zu gebieten, um unsere heimische Flora und Fauna zu schützen. Die Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts beim UfU e.V. KORINA hat ein gutes Video erstellt, das noch einmal die Problematik erklärt.
Am Ende des Videos wird die mobile App von KORINA erwähnt, mit der du invasive Neophyten melden kannst. Dabei kann jede* mitmachen, nicht nur in Sachsen-Anhalt. Du kannst die App hier herunterladen: Android, iOS.
Dies ist ein Hintergrund-Artikel, der dir wichtige Informationen vermitteln möchte. Wenn du Anregungen, Kritik oder Ergänzungen hast, dann nutze gern die Kommentarfunktion unten.
Unser größtes Problem ist die armenische Brombeere. Und anders als das indische Springkraut oder der japanische Staudenknöterich kann man hier auch wenig gegen die Samen tun. Durch die Vögel werden sie weiter verbreitet.
31. August 2024 at 16:06