Jeden Tag eine (Spiel-)Karte ziehen und einen tollen Tipp für mehr Nachhaltigkeit im Alltag bekommen. Auf den ersten Blick eine nette Idee für eine Nachhaltigkeits-Challenge. Zumindest für Menschen, die sich so einen Kartenstapel irgendwo griffbereit hinlegen, vielleicht auf dem Dielenschränkchen? Dann im Vorbeigehen eine Karte ziehen und es als Tagesaufgabe mitnehmen.
Kling gut, wird aber wohl nicht so gut funktionieren. Es benötigt dafür schon über einen sehr langen Zeitraum (50 Tage) eine große Selbstdisziplin für eine Nachhaltigkeits-Challenge. Okay, das könnte man aufweichen und zieht immer nur dann, wenn man es möchte, Zeit und Lust dazu hat eine Karte. Oder geht sie gleich alle durch?
Wie ist die Nachhaltigkeits-Challenge auf 50 Karten?
Ich habe mir die Karten bestellt, denn ich war neugierig, mit welchen Tipps und Mechanismen die Macher:innen die Hürden, die mit solchen Karten verbunden sind, meistern werden.
Die Karten sind hübsch gemacht, grün, mit immer wechselnden grafischen Hintergründen. So weit, so nett. Doch leider sind die Tipps eher unspezifisch, wie “Kaufe weniger Plastik” und im Text dazu steht dann “Kaufe vielleicht Milch in Glasflaschen…”. Das ist natürlich nicht falsch, doch bleibt es etwas vage. Und bedauerlicherweise sind alle Tipps dieser Nachhaltigkeits-Challenge so allgemein gehalten.
Selbstverständlich bekommt man auf kleine Karten keine langen Erläuterungen, Anleitungen oder Rezepte. Doch ich befürchte, dass diese unspezifischen Tipps wenig Wirkung erzielen.
Das heißt nicht, dass die Karten nun insgesamt nicht zu empfehlen wären. Für Menschen, die wirklich noch nie etwas dazu gehört haben, wie man den Alltag nachhaltiger gestalten kann, sind bestimmt ein paar Inspirationen dabei. Doch es fehlt die konkrete und praktische Hilfestellung.
Da die 50 Karten nur 6,67 Euro kosten, kann man sie sich kaufen, es aber auch bleiben lassen.
Was meinst du, wie man solche Karten besser konzipieren könnte? Ich freue mich auf deine Sichtweise dazu.
Und wenn wir bei dem Beispiel mit der Milch bleiben, ist das nicht nur vage. Denn wenn ich z.B. Landliebe- Milch kaufe, die es ja in Flaschen gibt, dann treibe ich den Teufel mit dem Beelzebub aus.
Ich halte die gesamte Thematik für zu komplex, um nette einfache Tipps geben zu können. Sicher, ein paar werden dabei sein, z.b nimm ein eigenes Netz zum Obsteinkauf mit (ist hoffentlich dabei). Aber insgesamt wird es wohl nicht anders gehen als ich mit der Thematik auseinanderzusetzen, statt einfache Tipps zu befolgen. Denn wir sind an allen Ecken und Enden Greenwashing ausgesetzt.
4. Juli 2024 at 8:57Da hast Du wirklich einen Punkt mit dem Greenwashing. Ich denke, dass zum Umdenken zu mehr Nachhaltigkeit auch gehört, eine gesunde Skepsis gegenüber der Industrie, dem Handel und deren Werbeversprechen zu haben. Es gibt einige Tipps, die wirklich so einfach sind, dass man sie im Grunde in einem Satz formulieren kann. Andere wiederum benötigen eine längere und tiefere Auseinandersetzung mit dem Problem und den Alternativen. Und da wird es schnell auch einmal anstrengend, denn auf komplexe Fragestellungen gibt es keine einfachen Antworten – außer von Populisten. 😉
5. Juli 2024 at 19:34