Palmöl gilt als Umweltsünde. Ein Ersatz mit anderen Pflanzenölen ist aber auch keine gute Idee. Was können wir also tun?
Palmöl ist sehr in Verruf geraten und doch steigt der Konsum weltweit. Jede/r Europäer:in verbraucht noch 23 Kilo davon jedes Jahr. Es befindet sich in Lebensmitteln, wie Nuss-Nougat-Cremes, Schokolade, Tütensuppen, Toast, Zwieback, Müsli oder Margarinen (in denen neben Palm- auch Mineralöl gefunden wurde). Industriell hergestellte Fertigprodukte wie Fertigpizza, Kohlroulade mit Rotkohl und Knödeln und Babynahrung enthalten es ebenso wie Geflügelwurst. Weiterhin findet es sich in Pflege- und Reinigungsprodukten (Seife, Duschgel, Waschmittel) und auch in Kerzen.
Und wenn du einen Diesel fährst, kann es sein, dass du das Öl auch tankst. Denn im Dieselkraftstoff sind bis zu sieben Prozent pflanzliche Anteile. Zwar derzeit überwiegend Rapsöl, da hier die Preise sehr gefallen sind, aber auch Soja- oder Palmöl können enthalten sein.
Die Probleme mit Palmöl
Für die Produktion wird, insb. in Südostasien, wertvoller Regenwald abgeholzt und durch Monokulturen ersetzt. Diese Flächen sind für die Natur und die in ihnen lebenden Pflanzen und Tiere, wie Orang-Utans, verloren.
Malaysia und Indonesien sind die weltweiten Hauptproduzenten und teilen sich 85 Prozent der Weltproduktion von 70 Millionen Tonnen jährlich. Der Anbau erfolgt auf acht Millionen Hektar Fläche, das ist ungefähr die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands.
Die Arbeitsbedingungen der Menschen auf den Plantagen sind extrem hart und Menschenrechtsorganisationen berichten immer wieder von schweren Vergiftungen durch Pestizide. Darüber hinaus vergiften die Ölmühlen mit Abwässern und Abfällen die Umwelt.
Das Öl nun einfach durch andere Pflanzenöle zu ersetzen, löst das Problem nicht. Ganz im Gegenteil. Denn kein anderes Pflanzenöl kann so effektiv angebaut werden. Pro Quadratmeter liefert die Ölpalme mehr Öl als alle anderen Ölpflanzen.
Weltweit ist der nachhaltige Anbau auf dem Vormarsch, aber – wie so häufig – geht es eher langsam voran. Hinzu kommt, dass die großen Lebensmittelproduzenten und -händler nicht alle Transparenz darüber herstellen, ob und wenn ja, welches Öl sie verwenden.
Ein weiteres Argument pro Palmöl ist, dass viele Kleinbauern mit dem Anbau ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ein Boykott würde also auch sie treffen.
Die Lösung
Die Politik muss aktiv werden und die Weichen für einen nachhaltigen Anbau stellen. Doch wir können auch etwas tun: Produkte, die Palmöl aus konventionellem Anbau enthalten, vermeiden. Nicht zuletzt, weil Palmöl kein hochwertiges Öl ist und dadurch nicht besonders gesund.
Wer nicht ganz auf sein Nutella-Brot verzichten möchte, schaut vielleicht nach (Bio-)Alternativen oder macht sich seine Nuss-Nougat-Creme selbst.
Palmöl in fast 50 % aller Supermarktprodukte
Laut WWF enthält fast die Hälfte aller Produkte im Supermarkt Palmöl. Immerhin muss es seit 2014 bei Lebensmitteln namentlich in der Zutatenliste aufgeführt werden. Du kannst also erkennen, ob es enthalten ist und deine Kaufentscheidung überprüfen.
Aufgrund des Ukrainekrieges wurde Sonnenblumenöl knapp und die Vorschriften für die Deklaration von Inhaltsstoffen in Pommes, Kroketten, Chips und Cerealien gelockert. Als der Engpass beim Sonnenblumenöl vorbei war, galten die vorherigen Vorschriften wieder, was allerdings nicht bei allen Herstellern dazu führte, dass die Rezepturen wieder auf den alten Stand gebracht wurden. Palmöl ist günstiger als Sonnenblumenöl und so mischten sie es einfach weiter mit hinein, ohne es auf der Verpackung entsprechend zu deklarieren. So etwas verschlechtert das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie und man sollte noch viel mehr selbst kochen.
Schwieriger, Palmöl zu vermeiden, ist es bei Pflege- und Reinigungsmitteln und Kosmetik, da es hier hinter chemischen Fachbegriffen versteckt wird, wie Cetyl, Laurate, Palm Kernel Alcohol, Sodium Palmate oder Palmitate. Daran kann man sehen, dass es auch diesen Herstellern nicht um Transparenz geht. Ein Grund mehr, ihre Produkte zu meiden und auch Körperpflegeprodukte selbst herzustellen.
Palmöl: Negative Folgen für Gesundheit und Umwelt (Verbraucherzentrale)
WWF Palmöl-Check 2021 (WWF)
Quarks: Darum bringt ein Verzicht auf Palmöl nichts
The Green Lie/Die grüne Lüge, Dokumentation
Hast du schon Strategien, um Palmöl zu vermeiden? Wie gehst du vor? Ich freue mich, von dir in den Kommentaren zu lesen.