Dieses Argument hört man oft, wenn es um den CO₂-Ausstoß geht. Auch in dieser Abwandlung kommt es häufig vor:
“Die Chinesen sind die viel größeren Umweltverschmutzer. Solange die nichts tun, bringt ja alles nichts.”
Diese Argumente werden gern von Menschen vorgebracht, die meist gar keine Veränderung wollen. In der Soziologie nennt man dies “Verantwortungsdiffusion“. Man hofft einfach darauf, dass wenn man selbst keine Verantwortung übernimmt, irgendjemand anderes das tun wird.
Deutschlands Beitrag zum CO₂-Ausstoß
Das Schwierige an den Argumenten ist, dass ein Teil davon bei einer einfachen Betrachtung sogar richtig ist. Die Chinesen gehören heute in absoluten Zahlen zu den größten Umweltverschmutzern, neben den USA, der EU und Indien. Und mit zwei Prozent (753 Millionen Tonnen) der weltweiten CO₂-Emissionen liegt Deutschland auf dem sechsten Rang, nach China, USA, Indien, Russland und Japan. Soweit ist das korrekt.
Bricht man diese Daten jedoch auf den Pro-Kopf-Ausstoß CO₂ um, dann kommen wir Deutschen auf ca. acht Tonnen CO₂-Ausstoß pro Jahr und liegen damit weltweit auf dem neunten Platz. Die EU insgesamt übrigens nur auf 6,3 Tonnen. Wir Deutschen haben also eine große Verantwortung, der wir uns auch mit dem Fingerzeigen auf andere nicht entziehen können.
Schaut man auf die seit Beginn der Industrialisierung angefallenen Emissionen, belegt Deutschland allein, nicht die EU insgesamt, sogar einen sehr unrühmlichen sechsten Platz in der Welt. Schlimmer waren die USA mit großem Abstand, dann China, Russland, Brasilien und Indonesien auf den nachfolgenden Plätzen. Damit hat Deutschland 3,5 Prozent aller globalen Emissionen beigesteuert. Für ein flächenmäßig kleines Land mit einer im Vergleich kleinen Bevölkerung ist das extrem viel.
Ziele setzen und Zusagen einhalten
Ebenfalls sollte man sich nicht an den Schlimmeren orientieren, denn der weltweite Durchschnitt aller Emissionen pro Kopf liegt bei rund fünf Tonnen CO₂-Ausstoß pro Jahr. Es gibt also sehr viele Länder, die einen erheblich geringeren CO₂-Ausstoß pro Kopf haben, Spanien oder Dänemark zum Beispiel. Nehmen wir uns doch an diesen Ländern ein Beispiel.
Und auch wenn China erst 2060 klimaneutral sein will und zurzeit noch Kohlekraftwerke in Betrieb nimmt, so ist China 2023 und 2024 für die Hälfte des weltweiten Zubaus an erneuerbaren Energiekapazitäten verantwortlich. Eine derartige Dynamik beim Ausbau von Wind- und Solarenergie haben wir in Deutschland derzeit nicht. Und dennoch reichen Chinas Klimaschutzaktivitäten für die Erreichung des Zwei-Grad-Ziels nicht aus. Ich denke, jede/r würde sich hier mehr wünschen.
Ganz abgesehen von all diesen Argumenten: Wir haben der Reduktion bereits im Pariser Abkommen zugestimmt. Ich denke, wir sollten unsere Energien lieber auf die Reduktion klimaschädlichen Verhaltens konzentrieren, als diese Diskussionen immer wieder zu führen.
Der Graslutscher hat zu diesem Thema einen lesenswerten Beitrag verfasst.
Mehr Fakten zum CO₂-Ausstoß
Wenn du mehr und ausführlicher dazu lesen möchtest, empfehle ich dir die Webseite klimafakten.de.
Fakten und Daten zum Klimawandel, NDR
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