Nur knapp 50 Prozent der Deutschen trinken täglich Leitungswasser. Damit liegt es auf dem dritten Platz hinter Kaffee und abgefülltem Wasser.
Die Gründe, es zu trinken, sind offensichtlich und wurden in einer Befragung bestätigt:
- 91 Prozent gaben an, Geld zu sparen
- 89 Prozent waren überzeugt, Leitungswasser sei genauso gesund wie Mineralwasser
- 76 Prozent trinken Leitungswasser, weil es besser für die Umwelt ist
Rund die Hälfte der Leitungswassertrinkenden nutzen einen Wassersprudler, 20 Prozent einen Wasserfilter.
So viel sparst du
Wenn du Mineralwasser kaufst, kostet dich das rund 224 Euro im Jahr und du belastest deinen CO₂-Fußabdruck mit 150 Kilogramm CO₂-Äquivalenten.
Trinkst du hingegen gesprudeltes Leitungswasser, dann sparst du jedes Jahr 158 Euro und rund 147 Kilogramm CO₂-Äquivalente.
Preis pro Liter [EUR] | Kosten pro Jahr [1,5l/Tag in EUR] | COâ‚‚e/Liter | COâ‚‚e/Jahr | |
Mineralwasser | 0,41 | 224,00 | 274 g | 150 kg |
Leitungswasser | 0,002 | 1,00 | ||
Leitungswasser gesprudelt | 0,12 | 66,00 | 5,7 g | 3 kg |
Leitungswasser gefiltert | 0,05 | 27,00 |
Die CO₂-Äquivalente von ungesprudeltem und von gefiltertem Leitungswasser wurden leider in der verlinkten Studie nicht ausgewiesen.
Wenn man das auf den gesamten Konsum von Mineralwasser hochrechnet, könnten wir in Deutschland drei Millionen Tonnen CO2 einsparen pro Jahr. Das ist 1,5-mal so viel, wie durch den innerdeutschen Flugverkehr entsteht!
atip:tap
Bei den Daten muss man berücksichtigen, dass bei den Mineralwässern mit gemittelten Daten gerechnet wurde, d. h. es wurden, gewichtet nach jährlichen Absatzmengen in Deutschland, Mehrweg-Glasflaschen, PET Mehrweg und PET Einweg einbezogen. Wenn du zum Beispiel nur PET Einweg Mineralwasser kaufst, verschlechtert sich hier die CO₂-Belastung noch weiter. Wenn du noch mehr über die Daten wissen möchtest, kannst du es hier nachlesen (pdf).
Leitungswasser genauso gesund wie Mineralwasser?
Teilweise sind die Anforderungen, die an sauberes Wasser gestellt werden, beim Wasser aus der Leitung strenger als beim Mineralwasser. Dennoch lässt sich die Frage nicht pauschal beantworten. Es ist immer davon abhängig, wo du wohnst. Denn aus dem Wasserhahn kann regional unterschiedliches Wasser kommen.
Wenn du es genau wissen möchtest, dann erfrage doch die Wasserqualität bei deinem regionalen Wasserwerk.
Hier sind noch einige weitere Infos zu diesem Themenkomplex:
Wasser aus 20 Städten und Gemeinden auf dem PrüfÂstand, Stiftung Warentest, 2019
Leitungswasser trinken? Besser als Mineralwasser aus Flaschen! Das sind die Gründe, Ökotest, 2020
MineralÂwasser im Test: Die Besten mit und ohne Kohlensäure (€), Stiftung Warentest, 2023
Spritzige Mineralwässer im Test: 25 Produkte mit Bestnote, Ökotest, 2021
Und doch mag es ganz individuelle Gründe geben, kein Wasser aus dem Hahn zu trinken. Es könnte z.B. sein, dass zwar an dem Haus, in dem du wohnst, perfektes Trinkwasser ankommt, aber die alten Leitungen im Haus Schadstoffe (Blei) abgeben. Wenn dieses Risiko bei dir besteht, solltest du das mit einem Wassertest überprüfen.
Abschließend lässt sich jedoch festhalten, dass Leitungswasser gesundheitlich völlig unbedenklich, in den meisten Fällen nicht schlechter als Mineralwasser, erheblich günstiger und besser für die Umwelt ist. Viele gute Gründe, umzusteigen.
Mikro-/Nanoplastik im Wasser aus Flaschen
Anfang 2024 veröffentlichte die University of Columbia eine Studie, in der nachgewiesen wurde, dass ein Liter Wasser aus Flaschen rund 240.000 Plastikfragmente enthielt. Das ist deutlich mehr, als bis zu diesem Zeitpunkt angenommen.
Häufig wurde der Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET) gefunden, was wenig überraschend war, weil daraus die Flaschen selbst hergestellt werden. Weitere Kunststoffe, die nachgewiesen wurden, waren Polyamid (PA), Polystyrol (PS), Polyvinylchlorid (PVC) und Polymethylmethacrylat (PMMA).
Leitungswasser schmeckt nicht
Ich höre oft, dass das Wasser aus der häuslichen Leitung nicht schmecken würde und deshalb Wasser in Flaschen gekauft wird. Es kann natürlich immer sein, dass das regionale Wasser einen anderen Geschmack hat. Ich muss jedoch bei diesem Argument immer an einen Wasser-Blindtest denken, den ich einmal mitgemacht habe.
Dabei wurden drei Wasser in neutralen Bechern gereicht. Alle waren gleich temperiert und ohne Kohlensäure. Es traten an: Evian, ein regionaler Brunnen und Leitungswasser. Unsere Gruppe von ca. 10 Personen sollte aufschreiben, welches Wasser am besten, am zweitbesten und am wenigsten geschmeckt hat.
Am Ende gab es in diesem völlig unwissenschaftlichen Test einen eindeutigen Sieger: das Leitungswasser. Auf Platz zwei kam der regionale Brunnen und wirklich abgeschlagen landete Evian auf dem letzten Platz. Eine Teilnehmerin bemerkte dazu erstaunt: “Und ich trinke sonst immer Evian” und ihr selbst hatte auch das regionale Wasser aus dem Hahn am besten geschmeckt.
Mit dieser kleinen Anekdote möchte ich sagen, dass unser Gehirn ein Meister darin ist, uns Dinge glauben zu machen. So ist es auch bei den persönlichen Geschmacksvorlieben. Nimmt man die Beeinflussung durch unsere eigene Erwartung weg, kommt plötzlich ein ganz anderes Ergebnis heraus.
Wenn dein Leitungswasser dir nicht schmeckt, mache doch einmal gemeinsam mit Familie oder Freunden einen ähnlichen Blindtest. Vielleicht ist das Ergebnis ja ganz spannend.
Trinkst du Wasser aus der Leitung? Gefiltert oder gesprudelt? Oder setzt du auf Wasser aus Flaschen und warum?