Nur ein Mal kaufen und immer wieder ernten können. Das wäre das Perpetuum mobile. Klappt das Regrowing?
Es gibt unzählige Webseiten, Reels und Shorts die es ganz einfach aussehen lassen, aus Gemüseresten, Stecklingen oder Kernen neue Pflanzen zu ziehen. Das macht die Menschheit schon seit Jahrhunderten sehr erfolgreich. Neu ist es also nicht. Schauen wir einmal, was dahintersteckt und wie gut es funktioniert.
Echtes Regrowing aus Resten
Die Wurzelenden von Lauch, Frühlings-/Lauchzwiebeln, Zitronengras, Stangensellerie und festen Salatsorten wie Römersalat kann man verwenden, um sich neue Pflanzen zu ziehen. Nur in Wasser habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht. Das wundert auch nicht, denn die Menge der Nährstoffe in Wasser ist eher übersichtlich.
Besser funktioniert es, die Wurzelstücke direkt in die Erde zu pflanzen. Es werden zwar nicht genauso große Pflanzen, aber für eine kleinere Ernte reicht es.
Gärtnerinnen-Tipp: Wenn du gern und viel Frühlings-/Lauchzwiebeln isst und einen Garten hast, dann schaue dir mal Winterheckenzwiebeln oder ewige Zwiebeln an. Die kann man dauerhaft und das ganze Jahr über beernten.
Stecklinge
Kräuter wie Basilikum, Rosmarin, Minze, Melisse und noch viele mehr lassen sich hervorragend über Stecklinge vermehren. Einfach einen nicht verholzten Zweig in Wasser stellen, warten, bis sich Wurzeln bilden und dann einpflanzen.
Keimen lassen
Kartoffeln, Ingwer, Zwiebeln, Knoblauch kann man gut keimen lassen, ebenfalls jahrhundertelang praktiziert. Kartoffeln und Ingwer pflanzt man dann ein und hat einige Monate später erwachsene Pflanzen. Du benötigst aber auf der Fensterbank oder dem Balkon Platz für entsprechende Blumentöpfe oder -kübel, einen Garten oder für den Ingwer sogar ein Gewächshaus.
Zwiebeln und Knoblauch kann man gut auf der Fensterbank in Wasser keimen lassen und dann die frischen Keime essen. Sehr lange hat man da aber nichts von, weil die Pflanzen irgendwann am Nährstoffmangel eingehen.
Wenn ein Garten oder ein ausreichend großer Kübel auf dem Balkon vorhanden ist, kann man z. B. Knoblauch stecken. Dafür muss er nicht gekeimt sein. Einfach die Zehen mit der Spitze nach oben einzeln in die Erde stecken, gießen und einige Monate warten. Steckzeit ist übrigens im Herbst (bis Mitte Oktober), um dann Juni/Juli ernten zu können. Es gibt auch Frühjahrssorten, die werden dann Februar/März gesteckt.
Im Kübel werden die Knoblauchknollen nicht so groß wie im Freiland oder Hochbeet, man sollte den Topf vor Frost schützen und auch im Winter das Gießen nicht vergessen. Was du dann mit dem ganzen Knoblauch machen kannst, liest du hier.
Saatgut und Kerne
Tomaten, Paprika, Chili, Kürbisse und einige Obstsorten bringen ihr Saatgut gleich mit. Daraus lassen sich meistens neue Pflanzen ziehen. Man muss jedoch bedenken, dass die Früchte oft von F1 Hybriden stammen. Deren Nachfahren sind in der Regel nicht keimfähig oder die nächste Generation der Früchte haben nicht mehr die gleichen Eigenschaften.
Aus Avocado- oder Mangokernen lassen sich ebenfalls Pflanzen ziehen. Doch die wenigsten von uns haben wohl die Bedingungen, um dann reiche Ernten einfahren zu können.
Alle diese Vermehrungsverfahren sind uralt. Wenn die Videos und Blogs es als Regrowing in ein modernes Format verpacken und damit viele Menschen erreichen, die sich dadurch mit der Lebensmittelproduktion beschäftigen, kann das nur positiv sein. Wie es dann genannt wird, ist nicht wirklich wichtig. Also ran ans Regrowing, denn es macht wirklich viel Freude, das eigene Essen selbst herzustellen.