Saisonal zu essen ist nicht nur nachhaltig, es macht auch Spaß. Es umzusetzen, ist jedoch manchmal eine Herausforderung. Denn wer weiß schon so genau, wann welches Obst und Gemüse bei uns in Deutschland Saison hat.
Selbstversorgergrad Obst und Gemüse
Zunächst sollte man wissen, was bei uns überhaupt heimisch ist und auch noch in Deutschland angebaut wird. Bei Obst lag der Selbstversorgungsgrad 2021, also der Anteil des Obsts, das bei uns in Deutschland auch angebaut wird, bei 20 Prozent. Obst wird oft in den südlichen Ländern günstiger produziert, was dazu führt, dass wir es importieren. Diese importierten Früchte – ohne Südfrüchte – kommen überwiegend aus Italien, Spanien, Polen und den Niederlanden.
Etwas besser sieht es beim Gemüse aus. Hier kommen wir mit rund 38 Prozent auf einen höheren Selbstversorgergrad. Dabei sind die Werte, je nach Gemüsesorte, sehr unterschiedlich. Bei Kohl kommen wir auf 89 Prozent, bei Karotten und Zwiebeln auf 74 Prozent. Hingegen werden Tomaten und Paprika fast ausschließlich importiert. Das meiste Gemüse importieren wir aus den Niederlanden und Spanien. (Quelle BzfE)
Du kannst also, außer du baust sie selbst an, Tomaten und Paprika fast nie aus regionalem Anbau beziehen. Das ist, wie ich finde, frustrierend. Ich empfehle daher den eigenen Anbau, was gerade mit Tomaten gut funktioniert, auch auf dem Balkon.
In Hofläden kannst du ebenfalls regionale Tomaten und Paprika erhalten. Aber achte auch hier unbedingt auf die Herkunftskennzeichnung, denn viele Hofläden erweitern ihr selbst produziertes Angebot mit Zukäufen.
Saisonkalender: Was kann ich saisonal essen?
Wenn du saisonal essen und wissen möchtest, was gerade bei uns Saison hat und im Handel gerade günstig ist, dann schaue doch einmal in unsere Saisonkalender. In diesen findest du für jeden Monat eine praktische Übersicht.
Alle Rezepte, die du hier findest, sind saisonal. Und du findest auch für jeden Monat noch einmal die passenden Rezepte in einer Zusammenstellung.
Der Saisonkalender des Bundeszentrums für Ernährung (BzfE) zeigt sehr schön, was wann bei uns Saison hat und wie sich Importe und heimische Produktion im Jahresverlauf ändern. Auch kann man hier gut ablesen, welche Obstsorten gar nicht bei uns produziert werden: Zitrusfrüchte, Avocados, Bananen, Kiwis, Mangos, Papayas, Wassermelonen, Litschis.
Bei der Gemüseauswahl in diesem Saisonkalender sieht es erheblich besser aus, denn hier gibt es für alle Gemüsesorten ein heimisches Angebot. Nur eben nicht in jedem Monat.
Saisonkalender auch als App
Von uns gibt es noch keine App mit einem Saisonkalender. Doch du kannst unsere monatlichen Übersichten herunterladen und so auch ganz einfach auf deinem Smartphone nutzen. Saisonal essen wird damit viel einfacher.
Wenn du unterwegs kurz einmal beim BzfE nachschauen möchte, was aktuell bei uns aus eigener Produktion und was aus dem Ausland kommt, dann empfehle ich dir die Saisonkalender-App des BzfE (Android, iOS). In der Ansicht für den aktuellen Monat kann man zwischen der Anzeige für den heimischen Anbau, Importware und beidem umschalten.
Saisonal essen: viele Gründe dafür
Weniger Umweltbelastung
Saisonal essen bedeutet, möglichst das zu essen, was aktuell in unserem Land wächst. Damit vermeidet man lange Transportwege, den Energieeinsatz für Kühlung und Lagerung, unökologische Produktionsverfahren und Monokulturen, wie z. B. bei der Avocado oder Mandeln aus Kalifornien.
Natürlich ist auch beim Anbau bei uns nicht alles eitel Sonnenschein, wenn wir an Monokulturen oder den Einsatz von Pestiziden denken, doch unter dem Strich ist es besser, das zu essen, was in der Nähe gewachsen ist. Wer dann noch konsequent auf Bioware setzt und vielleicht vor Ort im Hofladen oder bei lokalen Landwirten auf dem Wochenmarkt einkaufen kann, begrenzt den Schaden, der an den Ökosystemen durch intensive Landwirtschaft entsteht, noch weiter.
Besserer Geschmack
Saisonales Obst und Gemüse, das bei uns in Deutschland angebaut wurde, schmeckt meist besser. Es konnte auf dem Feld reifen, hatte einen kurzen Transportweg und nie ein Kühlhaus von innen gesehen.
Wo das Obst oder Gemüse herkommt, kannst du der Kennzeichnung entnehmen. Dort muss das Herkunftsland gut lesbar angebracht sein. Hierfür gibt es aber Ausnahmen: Früh- und Speisekartoffel, frische Bananen, Oliven, Zuckermais, Kokosnüsse, Paranüsse oder Datteln.
Doch Vorsicht! Wenn auf der Ware „regional“ oder „aus der Region“ steht, heißt es noch lange nicht, dass sie auch bei dir vor Ort produziert wurde. Der Begriff „Region“ oder „regional“ ist nicht geschützt, daher solltest du immer genau hinschauen, woher das Obst oder das Gemüse wirklich kommt. Mehr dazu und worauf du achten musst, kannst du hier lesen.
Geld sparen
Da Saisonware meist günstiger ist, als die importierte, kann man auch noch Geld sparen. Wer zu Hause gut bevorraten kann (einkochen, einfrieren, trocknen, fermentieren), kann Obst und Gemüse während der jeweiligen Saison in größeren Mengen günstig einkaufen und dann das ganze Jahr über aus den eigenen Vorräten regional und irgendwie auch saisonal essen.
Verbesserte Resilienz
Ein größeres Maß an Selbstversorgung könnte Deutschland krisenfester machen. Gerade durch die extrem trockenen Sommer erfahren wir, dass unsere Obst- und Gemüseversorgung auch gefährdet werden kann, wenn z. B. in Spanien, wo unsere Tomaten und Paprika wachsen, eine Dürre herrscht.
Besserer Menschenschutz
Weiterhin sind die Arbeitsbedingungen der Menschen, die weltweit unser Obst und Gemüse anbauen, meist eher schlecht. Dazu unten in den verlinkten Artikeln mehr.
Weitere Infos
Selbstversuch saisonal essen im Winter, WDR Markt Sendung vom 7.2.2024 ab Minute 9:20
Das Leid hinter dem Geschäft mit Obst und Gemüse, BR
Was wäre, wenn wir kein Obst und Gemüse mehr importieren?, agrarheute
Mein Essen, die Umwelt und das Klima, BmUV
Der Mythos Eigenversorgung (für Österreich, aber auch auf Deutschland übertragbar), Greenpeace Österreich
Herkunftsangaben auf Lebensmitteln, Verbraucherzentrale
Es gibt viele Gründe, dass wir saisonal essen. Wie gehst du damit um? Fällt dir das leicht oder wirst du vor der Obst- und Gemüseauslage doch manchmal schwach?