Sich im Alltag nachhaltig zu verhalten, fühlt sich gut an, macht zufrieden, ist fast immer gesünder und macht Spaß. Doch laufen wir nicht Gefahr, uns im Kleinklein zu verlieren, wenn wir einen Stoffbeutel zum Einkaufen mitnehmen, kurz duschen oder nur noch Leitungswasser trinken? Bringt unser Engagement oder unser freiwilliger Verzicht überhaupt etwas? Wie können wir möglichst viel CO₂ einsparen?
Bevor ich darauf antworte, ein kurzer Exkurs zum CO₂-Fußabdruck, den wir für die Beantwortung benötigen.
Unser CO₂-Fußabdruck
Jede* Deutsche hat einen jährlichen CO₂-Fußabdruck von 10,3 Tonnen. Der weltweite Durchschnitt liegt bei 4,7 Tonnen pro Jahr und Kopf. Wir Deutschen haben also einen über doppelt so hohen CO₂-Ausstoß wie ein durchschnittlicher Erdenbürger.
Diesen Ausstoß wollen und müssen wir auf unter eine Tonne pro Kopf und Jahr drücken. Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, müssen wir massiv CO₂ einsparen.
CO₂ einsparen – was wirkt?
Ich hatte oben gefragt, ob unsere Veränderungen und unser Verzicht überhaupt etwas bringen würden, angesichts dieser großen Zahlen.
Die kurze Antwort: Ja! Doch zugegeben – nicht jede Maßnahme ist gleich stark wirksam. Also habe ich einmal geschaut, mit welchen Veränderungen wir wie viel CO₂ einsparen können.
Herausgekommen ist eine Tabelle mit den 20 wirksamsten persönlichen Maßnahmen zur Verringerung des CO₂-Ausstoßes eines durchschnittlichen Deutschen, sortiert nach der CO₂-Ersparnis pro Jahr:
Maßnahme | CO₂-Ersparnis pro Jahr (t) | Erläuterung und Quellen |
---|---|---|
Umstieg auf eine pflanzliche Ernährung | 1,6 | Reduzierung des Fleisch- und Milchkonsums senkt die CO₂-Emissionen erheblich[1][4]. |
Verzicht auf Kurzstreckenflüge | 0,31 pro Flug | Vermeidung von Flügen, insbesondere auf kurzen Strecken[1]. |
Nutzung von Fahrrad oder ÖPNV | 0,31 | Regelmäßige Nutzung von Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln statt Auto[1]. |
Senkung der Raumtemperatur um 1 °C | 0,3 bis 0,5 | Reduzierung der Heiztemperatur um 1 °C spart Energie und CO₂[1][5]. |
Gute Dämmung des Hauses | 0,5 | Eine bessere Dämmung reduziert den Energieverbrauch beim Heizen[5]. |
Umstieg auf Ökostrom | 0,5 | Nutzung von Strom aus erneuerbaren Quellen senkt den CO₂-Ausstoß[5]. |
Carsharing statt eigenem Auto | 0,2 bis 0,3 | Nutzung von Carsharing-Diensten reduziert den Bedarf an privaten Autos[2]. |
Verwendung energieeffizienter Geräte | 0,2 | Austausch alter Geräte durch energieeffiziente Modelle spart Strom und CO₂[5]. |
Stoßlüften statt Kippstellung | 0,2 | Effizienteres Lüften spart Energie und reduziert CO₂-Emissionen[5]. |
Niedertouriges Fahren | 0,1 bis 0,2 | Spritsparendes Fahren durch frühzeitiges Schalten verringert den Verbrauch[2]. |
Nutzung von E-Fahrzeugen | 0,2 | Elektroautos haben eine bessere CO₂-Bilanz als Verbrenner[2]. |
Vermeidung von Plastikprodukten | 0,1 | Reduzierung des Plastikverbrauchs senkt den CO₂-Fußabdruck[4]. |
Kauf gebrauchter Kleidung | 0,1 | Second-Hand-Kleidung vermeidet CO₂-Emissionen aus der Produktion neuer Kleidung[4]. |
Nutzung von Sparduschköpfen | 0,1 | Wasser- und Energiesparmaßnahmen im Haushalt reduzieren den CO₂-Ausstoß[5]. |
Regional und saisonal einkaufen | 0,1 | Kauf lokaler und saisonaler Produkte reduziert Transportemissionen[4]. |
Photovoltaikanlage installieren | 0,1 bis 0,2 | Eigenproduktion von Solarstrom reduziert den CO₂-Ausstoß[2]. |
Reduzierung von Lebensmittelabfällen | 0,1 | Weniger Abfall senkt die CO₂-Emissionen aus der Lebensmittelproduktion[4]. |
Nutzung von Energiesparlampen | 0,05 | Energiesparlampen verringern den Stromverbrauch[5]. |
Fahrgemeinschaften bilden | 0,05 bis 0,1 | Gemeinsame Fahrten reduzieren den individuellen CO₂-Ausstoß[2]. |
Reduzierung des Konsums | 0,05 bis 0,1 | Weniger Konsum von nicht notwendigen Gütern senkt die CO₂-Emissionen, die durch Herstellung, Transport und Entsorgung entstehen[4]. |
Hier werden nur die Effekte auf die persönlichen CO₂-Emissionen betrachtet. Sich nachhaltig zu verhalten, hat aber noch viele weitere positive Effekte:
- Verbesserte Gesundheit durch gesündere Ernährung und mehr Bewegung
- Vermeidung von Tierleid, das durch Fleisch- und Milchproduktion entsteht
- Unterstützung von Menschen, durch den Kauf von Bio- und Fairtrade-Produkten
- Verhindern von ausbeuterischen Produktionsmethoden wie z.B. Kinderarbeit
- Stopp des Artensterbens und Schutz der Natur durch eine nachhaltige Landwirtschaft
- …
Die Zahlenwerte selbst solltest du nicht auf die Goldwaage legen, denn sie schwanken immer ein wenig, je nachdem, wie sie ermittelt wurden. Dennoch zeigen sie, welche Maßnahmen besonders effektiv sind, wenn du CO₂ einsparen möchtest. Häufig sind es diejenigen, die entweder große Mühe machen, Verzicht bedeuten oder mehr oder weniger hohe Investitionen erfordern. Die großen Brocken sind eben auch schwerer umzustellen.
Von Umweltsünden freikaufen
Was uns ein solches Ranking auch zeigt ist, dass wir uns mit kleinen Veränderungen genauso wenig „freikaufen“ können, wie mit Kompensationen.
„Ich soll auf Fleisch verzichten? Ich trenne doch schon Müll.“
Ein beliebter Selbstbetrug ist, ein paar leicht umzusetzende Maßnahmen mit den sehr schädlichen in ihrer Effizienz gleichzusetzen. So können wir uns als nachhaltig empfinden, bewirken aber nichts.
„Viermal im Jahr fliege ich nach Malle, aber die Flüge kompensiere ich jedes Mal mit Atmosfair.“
Wenn der Flug erfolgt, sind CO₂ und Wasserdampf in der Atmosphäre. Die Kompensation holt das nicht zurück. Da ist es viel besser, am Boden zu bleiben.
Wenn du mehr über Ausreden, um ja nicht umweltfreundlicher zu leben, interessierst, dann lies meine Buchrezension von „Die Kunst der Ausrede“ von Thomas Brudermann.
Quellen
[1] https://www.greenpeace.de/klimaschutz/klimakrise/10-tipps-klimaschutz-alltag
[2] https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/klima-und-luft/klimawandel/06740.html
[3] https://www.umweltbundesamt.de/klimaneutral-leben-persoenliche-co2-bilanz-im-blick
[4] https://youth.europa.eu/get-involved/sustainable-development/how-reduce-my-carbon-footprint_de
[5] https://www.wiwo.de/technologie/umwelt/energiesparen-im-alltag-fuenf-tipps-so-verringern-sie-ihren-persoenlichen-energieverbrauch/28192148.html
Deinem Widerspruch kann ich vorbehaltlos zustimmen, ich habe noch nie Brot gebacken, da fehlt mir einfach Wissen. 🙂
15. Oktober 2024 at 6:38Ich wundere mich gerade, das hier nichts von explizit Strom sparen steht. Ich habe wegen Anbieterwechsel gerade eine Abrechnung erhalten, mein Abschlag war 61€, der neue wäre 28€, ich liege also sehr weit unter dem Durchschnitt.
Kurz duschen (bei Warmwasserbereitung durch Strom), beim Einseifen abstellen, im Kühlschrank hat jedes Ding seinen Platz (die Tür bleibt nicht so lange auf), Lufttrocknung statt Trockner (großes Potenzial), Licht nur wo ich’s brauche. Backofen NICHT vorheizen (ist völliger Unsinn!), beim Kochen und Backen Nachwärme nutzen, mit Deckel kochen (bis 30% weniger Verbrauch), Ofentür nicht „zum Kucken“ öffnen (sie ist ja durchsichtig), schaltbare Steckerleisten, Sleeptimer am Fernseher? Es gibt Unmengen von Möglichkeiten, die meisten davon ohne signifikante Komforteinbußen.
14. Oktober 2024 at 12:05Natürlich kann man mit den von Dir beschriebenen Maßnahmen CO2 einsparen. Doch denke ich, dass die Effekte eher in Summe spürbar werden und nicht einzeln. Mir ging es bei diesen 20 Tipps um möglichst handhabbare Einzelmaßnahmen, die dann auch messbar zu einer Reduktion führen.
Zum Wassersparen und schaltbaren Steckerleisten habe ich schon Tipps geschrieben. Die anderen Sachen werden im Laufe der Zeit noch als kleine Tippsammlungen folgen.
Und ich muss Dir an einer Stelle vehement widersprechen: Beim Brotbacken muss vorgeheizt werden. Die 250-260 Grad werden beim Einschießen und Schwaden sofort benötigt. Das Brot in den kalten Ofen tun kann man zwar auch, aber es wird dann schwierig mit einer schönen Kruste und auch die Krume wird nicht optimal. Und Brotbacken ist Kunst! Und die steht ja über profanen Sparmaßnahmen. 😉
14. Oktober 2024 at 17:37